Meine Daten zu Hause

Meine Daten, Nachrichten, Dokumente, die Textnachrichten meiner Kinder, die Daten meines Vereins: Alles das gehört nicht nach Wolkenkuckucksheim, sondern zu mir nach Hause. Und das ist gar nicht so schwer.

Die Grundidee

Immer mehr unserer elektronischen Daten landen in der Cloud, einem zugegebener Maßen sicheren, stabilen und preiswerten Massenspeicher, der zum Teil mit guten Benutzerschnittstellen unser Leben erleichtert und auch Menschen, die der Technik an sich eigentlich fern stehen, den Zugang zum Nutzen des weltweiten elektronischen Netzwerkes ermöglichen.

Dabei haben große Konzerne ihre Möglichkeiten, Geld und Macht zu gewinnen erkannt und leidlich ausgenutzt. Nun sind wir soweit, dass wir auch persönlichste Informationen ohne bedenken nicht nur aus der Hand, sondern auch aus dem deutschen und europäischen Rechtsraum heraus geben und die Daten zur weiteren Verwendung ohne unsere Kenntnis zur Verfügung stellen. 

Nun ist noch eine Problematik hinzu gekommen: Wenn alle oder sehr viele Daten an einem physischen Ort gespeichert werden, dann können wir alle damit erpresst werden, dass dieser Ort angegriffen wird oder auch nur der Zugang zu diesen Daten eingeschränkt wird. Das Verbrechen um diesen Tatbestand herum hat sich ebenfalls bereits organisiert und floriert.

Schließlich bleibt noch die Frage, die im Rahmen meiner Experimente auch gestellt wurde und beantwortet werden soll: Wenn all das sehr viel Strom und anderes Material verbraucht, wie sieht es eigentlich mit der durch mich verursachten CO²-Belastung und meinem ökologischen Fußabdruck aus?

Für mich führte das schließlich zu der Herausforderung: Hol deine Daten wieder zu dir nach Hause.


Alle Daten, deren Speicherung durch mich direkt oder indirekt verursacht wird, liegen ausschließlich in meiner Verantwortung!


Fragestellungen im Rahmen dieses Projekts

  • Welche Daten werden überhaupt warum und wo gespeichert?
    Datensparsamkeit und Datenklarheit sind hier die wesentlichen Stichpunkte. Was nicht unbedingt benötigt wird, wird auch nicht gespeichert oder aus dem Internet unkontrolliert hinzu gezogen.
  • Wie kann ich zunächst die Speicherung unnötiger Daten verhindern?
    Wenn ich auf die ursprüngliche Funktionsweise der jeweiligen Dienste bewusster schaue und mich frage, welche "Vereinfachungen" eigentlich nicht dem Nutzen sondern dem Dienstleister dienen, dann kann ich ganze Kategorien von Daten zur Speicherung ausklammern. 
  • Welche Arten von Daten bleiben und können wie und wo gespeichert werden?
    Die Daten werden gemein hin in drei Arten geteilt: Bestandsdaten (also Daten, die zur Nutzung erforderlich sind, i.d.R. Nutzername und Passwort), Verlaufsdaten (Log-Dateien, Historien, Statistiken usw.) und Inhaltsdaten.
    Eine Vermischung von Verlaufs- und Inhaltsdaten wie sie z.B. bei alle Dateiformaten von Microsoft Office unabstellbar üblich sind, ist rundheraus und alternativlos abzulehnen.
  • Wie binde ich den Server zu Hause an?
    Einige Dienste benötigen eine eindeutige IP, um für andere erreichbar zu sein. Hier hat sich eine umgedrehte VPN Verbindung als praktikabel erwiesen. Dazu benötige ich immer noch einen winzigen, virtuellen Server im Netz, der aber nur noch als "Router" fungiert und keine Daten speichert.
    Die Herausforderung besteht darin, einen Anbieter zu finden, der zu en kleinstmöglichen Angebot trotzdem noch eine respektable Bandbreite anbietet. Im Zweifel nämlich muss ich die Bandbreite des VPS durch vier teilen: VPN up and down + WAN up and down.
  • Wie viel Energie benötige ich und aus welcher Quelle stammt sie?
    Die Stromversorgung hat sich im Laufe der Jahre als eigenes, wirklich komplexes Thema heraus gestellt. So einfach ist es nicht, einen winzigen Server mit Solarstrom zu betreiben. 
    Kurzum: 10 bis 15 Watt sollten reichen (inklusive Anbindung), so kommen im Monat immerhin 11 kWh und im Jahr 134 kWh zusammen. Das läuft im Jahr auf 100 Euro kosten hinaus. 
    Eine solide, unabhängige Versorgung aus Solarstrom ist z.Zt. nur für mindestens 1000 EUO zu haben, sie läuft aber keinesfalls zehn Jahre ohne weiter Kosten.
Konzeptgrafiken

Die Dienste zu Hause und die Anbindung an das Internet über ein umgedrehtes VPN.

Die wesentlichen Dienste

  • E-Mail (ca. 83%)
    Die elektronische Nachricht ist immer noch der Klassiker im täglichen Netzwerkverkehr. Auch die öffentliche Kommunikation lässt sich auf dieses Medium ein. Bei "offiziellen" Anschreiben (Bewerbung, Behörde) ist ein Klarname in der Mail-Adresse sehr angenehm und vorteilhaft, auch die Verlaufsdaten, also wie oft ich mit wem geschrieben habe, müssten nicht unbedingt geschützt werden - könnte man meinen. Hier empfiehlt sich allerdings ein genauerer Blick auf die Statistiken zum Identitätsdiebstahl.
    Der Inhalt allerdings, der darf ruhig verschlüsselt sein, nicht alles möchte man auf eine Postkarte schreiben und ohne Umschlag durch die Welt schicken. Nun gibt es da viele Angebote an Apps und Anwendungen, die eine asymmetrische Verschlüsselung anbieten. Das ist schon ziemlich sicher.
    Allerdings weise alle diese Anwendungen und Ergänzungen zu Anwendungen darauf hin, das Anhänge nicht verschlüsselt werden. Das wäre auch nicht gut, denn so erschwerte sich die Möglichkeit, die Anhänge auf Schadsoftware zu prüfen. Und so liegt mein Lebenslauf mit alle eindeutig mehrdeutigen "Lücken" als offene Word-Datei irgendwo im Netz herum.
    Auch hier gilt: Die Brief gehören nach Hause und sollen von Haus zu Haus verschickt werden.
  • Messenger (ca. 54%)
    Was wäre die Welt ohne WhatsApp? Nun ist eine kritische Haltung dazu schon irgendwie bei der Mehrheit der Menschen angekommen. Es gibt Alternativen, die werden auch gerne genutzt - solange sie kostenlos sind. Und auch hier müssen die Unternehmungen irgendwie die Ressourcen zur Verfügung stellen. Und das ganze ohne jede Gewinnabsicht? Glaubt das wirklich jemand?
    Gerade über den Messenger teilen wir spontane und bisweilen intime Aussagen und Informationen über uns. Diese werden dann allesamt im nicht europäischen Ausland gespeichert. 
    Beim Kurznachrichtenverkehr lohnt es sich besonders, einmal auf die Unterscheidung von Bestands-, Verlaufs- und Inhaltsdaten zu achten. Inhalte gehören im Zweifel auf die Endgeräte (und selbst da wählen manche Nutzer:innen die Selbstzerstörung nach einer gewissen Zeit), aber niemals außer Haus!
    Die Bestandsdaten und vor allem auch die Verlaufsdaten sind Spielball der Politik und der Wirtschaft. Hier sind die Stichworte "Vorratsdatenspeicherung" und "Chatkontrolle". 
    Es geht aber auch das niemanden etwas an. Selbst wenn gegen mich strafrechtlich legitim ermittelt würde, so könnten Verwandte vom Recht Gebrauch machen, nicht gegeneinander auszusagen. Also gehören auch die Bestands- und Verlaufsdaten meiner Familie in mein häusliches Umfeld und sonst nirgendwo hin.
  • Dateien speichern (ca. 29%)
    Bilder, Videos, Musik und Dokumente werden tagtäglich immer mehr. Wohin damit? Vor allem: Wenn mir wirklich langfristig an den Daten gelegen ist, möchte ich sie nicht nur sicher verstauen, sondern auch so, dass ich sie noch komfortabel nutzen kann, wenn die Technik drumherum sich ändert.
    Bilder zu tauschen ist eines der wichtigsten Ziele der elektronischen Kommunikation. Das ist erstmal sehr schön, und es ist toll, was wir alles schnell und einfach festhalten und dokumentieren können, seit wir digitale Kameras in der Hostentasche immer dabei haben.
    Aber muss es denn wirklich so viel sein? Muss wirklich immer alles dauerhaft gespeichert werden? Und wenn wir mal eine bestimmte Datei brauchen, wie lange suchen wir dann.
    Datensparsamkeit und Datenklarheit bedeuten hier: Ich speichere bewusst, geordnet und zu einem bestimmten Zweck - oder gar nicht.
  • Websites wie diese hier (ca. 13%)
    Beim Unterbringen von Informationen an einer offene, unbekannte Gruppe greifen wir gerne zu Angeboten, die nicht nur die Daten verwalten, sondern uns auch bei der Gestaltung und Pflege unseres Auftrittes unterstützen. Dabei können viele Fallen zum echten Frustfaktor werden.
    Auch dieses Angebot, das ich hier benutze, erzeugt äußerst fragwürdigen Code und verlangt nach einer differenzierten Datenschutzerklärung. Ich habe mir bislang mit einem Script beholfen, dass die Seite vor der Auslieferung säubert. Das war aber so aufwendig, dass die Auslieferung der Seite von einem Bastelrechner einfach zu lange gedauert hat.
    Auch hier geht es nicht nur um das wo und wer, sondern vor allem um das wie, das einmal auf das Notwendige zusammen gestrichen werden muss.
  • Smarthome
    Die Digitalisierung technischer Abläufe im häuslichen Umfeld (so die Bezeichnung in einer Ausbildungsordnung) wird auch zunehmend über Dienstleister abgewickelt. Dabei spielen amerikanische und chinesische Anbieter die Hauptrolle. Sie wiederum nehmen sich namenhafte Hersteller auch aus Deutschland an die Seite, um sich Marktanteile zu sichern.
    Dabei müssen gerade hier die Daten doch wirklich nicht einmal um die Welt geschickt werden. Es geht auch viel einfacher und kosten- und ressourcensparender ohne Cloud. 
    Gerade weil das allerdings ganz ohne ständige Netzwerkverbindung klappen soll, ist das ein extra Thema auf einem eigenen Bastelrechner.

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